Mittwoch, 30. Oktober 2013

Rezension zu „Männer schweigen“ von Eva Ehley

Männer schweigen – Ein Sylt-Krimi
Eine spannende Jagd nach einem Mörder – mit ein paar Schwachstellen

(mkb). Lokal-Krimis sind im Trend – und nirgendwo stirbt es sich so formvollendet wie auf Sylt. An den langen weißen Sandstränden, inmitten der auf den Millimeter genau aufgereihten Strandkörbe, von der Nordsee wild umspült. Die Tote ist rothaarig, schlank und schön wie die Insel. „Sanft modellieren sich Schultern, Brüste und Hüften vor dem blau-weiß gestreiften Plastikbezug...“ Autorin Eva Ehley hat nach ihrer Nominierung für den „Agatha-Christie-Krimipreis“ erneut ihre Phantasie fliegen lassen und mit „Männer schweigen“ ihren dritten Sylt-Krimi geschrieben.

Eine Vermisste und eine Ermordete; ein Psychiater, ein Journalist, ein aufstrebender Politiker sowie der Geschäftsmann Hubert Mönchinger, seine eifersüchtige Schwester und ein Kriminalbeamter mit seiner Kollegin: Das sind die Protagonisten einer spannenden Jagd nach einem Mörder, der sich wiederholt geschickt aus der Affäre zieht und in der fast jeder der Mitwirkenden Motiv und Möglichkeit zur Tat mitbringt. Auf der Polizeistelle vermutet man in der Toten die vermisst gemeldeten Marga Mönchinger, die Ehefrau des Geschäftsmannes Hubert Mönchinger. Tatsächlich sieht diese der Toten ähnlich – aber Marga ist nicht tot. Das stellt sich spätestens heraus, nachdem die Autorin die Erzähl-Perspektive wechselt und in die Rolle der verschollenen Polin schlüpft. Dabei lüftet sie Geheimnisse und eröffnet Verdachts-Momente, kommt dem Täter mit jedem Hinweis ein wenig näher.

In wechselnden Kapiteln wagt sich die Autorin in jeden ihrer Darsteller hinein, gibt von dort aus Privates preis. Kriminal-Hauptkommissar Bastian Kreuzer zum Beispiel liebt noch immer seine Kollegin Silja Blanck, diese jedoch erwidert die Zuneigung nur sehr zögerlich. Gemeinsam ermitteln sie, nähern sich einander an und nehmen wieder Abstand – im Zwischenmenschlichen und im Fall. Auch in die Gefühlsebene des Alkoholikers Fred Hübner schaut die Schriftstellerin hinein – und dabei wird klar, dass der Journalist schon in den letzten Fall verwickelt war. Er weiß etwas, gibt sein Wissen allerdings nur scheibchenweise preis. Alle Wege führen schließlich zum Analytiker Manfred Pabst, der ganz offensichtlich selber an einer Psychose leidet. Marga Mönchinger wiederum bleibt verschwunden, und es beginnt für die Kommissare und den Leser ein Wettlauf mit der Zeit.

Über rund 400 Seiten führt Eva Ehley durch Sylt. Mal macht sie an Westerlands Bahnhof Halt, wirft einen intensiven Blick auf die grünen Kunstfiguren, die sich dort gegen den stürmischen Westwind stemmen, begleitet die Leser nach Tinnum in ein Häuschen, streift erzählerisch die Nordseeklinik und besucht ein andermal List, den nördlichsten Ort Deutschlands. Für Sylt-Freunde vertraute Plätze, für Krimi-Leser eine landschaftlich eindrückliche Jagd nach dem Mörder. Es könnte so schön sein, wäre die Autorin weniger geschwätzig. Wirklich schade, denn im Kern sprüht das Buch vor Witz und Spannung, nur wäre auch hier weniger viel, viel mehr gewesen.

Alles in allem jedoch ist „Männer schweigen“ durchaus lesenswert. Eva Ehley beherrscht im großen Ganzen ihr Handwerk, beschreibt eindrücklich und ohne zu langweilen die Landschaft und geht gekonnt den gefährlichen Grad des Perspektivenwechsels, belebt damit die Figuren und strafft den Spannungsbogen.

(c) Michèle Kirner-Bernoulli von Literaturtipp.com



Eva Ehley
Männer schweigen
Ein Sylt-Krimi
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main
ISBN 978-3-596-18929-8
Originalausgabe, 1. Auflage 2013, 400 Seiten, Taschenbuch.
Preis: € 9,99 (D) / € 10,30 (A) / sFr 14,90



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Dienstag, 29. Oktober 2013

Literaturtipp zum Welt-Psoriasis-Tag

Der Welt-Psoriasis-Tag (Tag der Schuppenflechte) findet am 29. Oktober 2013 statt. Der Aktionstag wurde erst vor neun Jahren von der „International Federation of Psoriasis Associations“ ins Leben gerufen und soll dazu dienen, auf die Hauterkrankung und die Belange der Betroffenen aufmerksam zu machen. Psoriasis ist nicht ansteckend, trotzdem leiden Erkrankte oftmals unter Ausgrenzung und Ablehnung. Neben den stark schuppenden Hautstellen leiden die Patienten meist auch psychisch unter der Schuppenflechte und weiteren Folgeerkrankungen. 

Unter einer Vielzahl an Büchern, haben wir das in unseren Augen beste Buch zum Thema Psoriasis für Sie herausgesucht: „Schuppenflechte – Was Sie schon immer über Psoriasis wissen wollten“ von Ulrich Mrowietz und Gerhard Schmid-Ott. Dieser Ratgeber erscheint mittlerweile in der dritten Auflage. Er wendet sich an Patienten mit Schuppenflechte und alle, die mehr über diese Erkrankung, den Umgang damit, die seelischen Folgen und vor allem über die Behandlungsmöglichkeiten wissen möchten. In den zehn Jahren seit Erscheinen der ersten Auflage sind viele neue Medikamente zur Therapie vor allem der mittelschweren bis schweren Psoriasis zugelassen und neue Erkenntnisse zur Entstehung der Erkrankung gewonnen worden. Insbesondere die mit der Schuppenflechte verbundenen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Zuckerkrankheit sowie die damit zusammenhängenden Komplikationen rücken in den Mittelpunkt des Interesses. Nicht zuletzt die neuen Erkenntnisse zum schädlichen Einfluss von Tabakrauch und die große Bedeutung von Übergewicht als Risikofaktor für Psoriasis haben zu einer neuen Sicht auf die Erkrankung geführt: Schuppenflechte ist eine Krankheit, die nicht nur die Haut betrifft. Vieles ist dadurch komplizierter geworden und für die betroffenen Menschen sind die wissenschaftlichen und ärztlichen Informationen oft unverständlich. Dieser Ratgeber stellt die komplexen Zusammenhänge in einfacher und verständlicher Sprache dar.


Ulrich Mrowietz und Gerhard Schmid-Ott
Schuppenflechte
Was Sie schon immer über Psoriasis wissen wollten
S. Karger Verlag, Basel
ISBN 978-3-8055-9396-0
3., aktualisierte Auflage 2012, 80 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Broschur, Format 19,4 x 13,4 cm.
Preis: € 13,95 (D)



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Freitag, 25. Oktober 2013

Fotokalender Butjadingen 2014

Butjadingen 2014
Impressionen zwischen Jade und Weser

(sl). Heute darf ich mal in ganz eigener Sache ein wenig Werbung machen: Gerade ist der erste Kalender mit Fotos zu Butjadingen für das Jahr 2014 im Calvendo Verlag erschienen, der sowohl online als auch in jeder Buchhandlung zu kaufen sein wird. Die Fotos zu diesem Kalender habe ich gemacht! Der Kalender erscheint in zwei verschiedenen Formaten, als Wandkalender und als Tischkalender.


© Steffani Lehmann von Literaturtipp.com


Butjadingen 2014
Impressionen zwischen Jade und Weser
Mit Fotos von Steffani Lehmann
Calvendo Verlag, Unterhaching
ISBN 978-3-660-37178-9
Originalausgabe, 1. Auflage 2013, Wandkalender, 14 Seiten, mit 13 Farbfotos, Spiralbindung, Format 29,7 x 21 cm.
Preis: € 20,90


Butjadingen 2014
Impressionen zwischen Jade und Weser
Mit Fotos von Steffani Lehmann
Calvendo Verlag, Unterhaching
ISBN 978-3-660-37177-2
Originalausgabe, 1. Auflage 2013, Tischkalender, 14 Seiten, mit 13 Farbfotos, Spiralbindung, Format 21 x 14,8 cm.
Preis: € 18,90


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Dienstag, 22. Oktober 2013

Literaturtipp zum Welttag des Stotterns

Der Welttag des Stotterns findet jährlich am 22. Oktober 2013 statt. Er wurde bereits 1998 von den vier weltweiten Organisationen für Stotterer, der „American Speech-Language-Hearing Association“, der „European League of Stuttering Associations“, der „International Fluency Association“ sowie der „International Stuttering Association“, ins Leben gerufen. An diesem weltweiten Gedenk- und Aktionstag soll auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht werden, die stotternde Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, zu bewältigen haben. Des Weiteren soll dieser Tag helfen, Vorurteile und Ängste im Umgang mit stotternden Menschen abzubauen.

Unter einer Vielzahl an Büchern, haben wir das in unseren Augen beste Buch zum Thema Stottern für Sie herausgesucht: Therapie des Stotterns von Michael Decher. Wer für sich oder für sein Kind eine Stottertherapie sucht, sieht sich einem vielfältigen Angebot gegenüber. Dieser Ratgeber soll dabei helfen, für stotternde Kinder, Jugendliche und Erwachsene eine individuell passende und empfehlenswerte Therapie zu finden. Das Buch informiert über aktuelle therapeutische Konzepte und Methoden, es klärt über Fragen zur Kostenübernahme auf und gibt einen Überblick über die Arbeit der Stotterer-Selbsthilfe. Nicht zuletzt werden Hinweise gegeben, woran sich Therapieerfolge in der Behandlung des Stotterns messen lassen.


Michael Decher
Therapie des Stotterns
Ein Überblick über aktuelle Therapieansätze für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Demosthenes-Verlag der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V., Köln
ISBN 978-3-921897-62-1
1. Auflage 2011, 107 Seiten, Broschur, Format 20,8 x 14,6 cm.
Preis: € 17.- (D) / € k. A. (A) / sFr k. A.





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Freitag, 18. Oktober 2013

Rezension zu „Wo Milch und Honig fließen“ von Grace McCleen

Wo Milch und Honig fließen
Eine Geschichte über Glauben und Verzweiflung, Traurigkeit und Selbstzweifel aus Sicht eines zehnjährigen Mädchens

(sl). „Es gab nur einmal einen Tag, an dem ich dachte, dass Vater mich liebt.“ Judith ist ein zehnjähriges Mädchen, das mit seinem Vater in England lebt. Judiths Mutter starb bei ihrer Geburt, und das Mädchen gibt sich die Schuld daran und auch dafür, dass ihr Vater immer so traurig ist.

Grace McCleen erzählt in ihrem Debütroman „Wo Milch und Honig fließen“ eine Geschichte über Glauben und Verzweiflung, Traurigkeit und Selbstzweifel aus Sicht der zehnjährigen Judith. Das ist manchmal komisch, aber oft einfach nur bedrückend und von atmosphärischer Dichte.

Judith und ihr Vater leben in einem kleinen Ort in einfachen Verhältnissen. Ihr Alltag wird geprägt vom tiefen Glauben an Harmagedon, dem Untergang der Welt, bei dem Gott nur die Menschen retten werde, die an ihn glauben. Judith lebt in einer Phantasiewelt, dem „Land der Zierde“, in die sie sich zurückzieht. Doch eines Tages rückt das Land der Zierde in den Mittelpunkt des Geschehens: Judith wird in der Schule von ihrem Mitschüler Neil so geärgert und bedroht, dass sie sich wünscht, es würde schneien, damit am nächsten Schultag der Unterricht ausfällt. Sie fängt an, mit Rasierschaum und Wattebäuschchen Schnee in ihrem Land der Zierde zu bauen. Und als sie am nächsten Morgen aufwacht, hat es über Nacht so viel geschneit, dass die Schule ausfällt – und das im Oktober. Fortan ist Judith davon überzeugt, Wunder bewirken zu können und Gottes Werkzeug zu sein.

Grave McCleens Beschreibungen von Judith und ihren Gedankengängen sind eindringlich. Man selbst kann sich sicher daran erinnern, sich im Kindesalter Dinge sehnsüchtig gewünscht zu haben oder verzweifelt zu sein, wenn man von Klassenkameraden gehänselt wurde. Doch mancher Leser dürfte sich vermutlich eher an der Glaubensgemeinschaft stören, die sehr stark an die Zeugen Jehovas erinnert (benannt wird diese Glaubensgemeinschaft nie) und die mit ihren „abstrusen“ Vorstellungen von Gott und der Welt noch den Konflikt Judiths untermauern und zum tragenden Element des Romans werden.

Nachdem der Schnee geschmolzen ist und die Schule wieder beginnt, ärgert Neil weiterhin die Außenseiterin Judith. Die wiederum kann sich dem durchweg in sich gekehrten Vater nicht anvertrauen und sucht so alleine im Zwiegespräch mit Gott eine Lösung, Neil endlich dazu zu bringen, sie nicht mehr zu bedrohen oder ihr den Kopf in die Kloschüssel zu stopfen.

Nachdem in der Fabrik des Vaters ein Streik ausbricht und dieser aus seinem Glauben und Überzeugung heraus zum Streikbrecher wird, ruft das nicht nur Neil und dessen streikenden Vater auf den Plan. Judith und ihr Vater sehen sich plötzlich einem Psychoterror ausgesetzt, der in einem Brandanschlag auf das Haus der kleinen Familie gipfelt. Doch das ist noch lange nicht das Ende…

Immer, wenn in „Wo Milch und Honig fließen“ die Handlung dahin zu plätschern droht, zieht Autorin Grace McCleen die Spannung wieder an. Trotzdem fordert der Roman seinen Leser sehr. Mehrfach schwankte auch ich zwischen aus der Hand legen und wissen wollen wie es weiter geht. Der erwachsene Leser leidet mit dem kleinen Mädchen, ist fassungslos über die Gewalt, die über Judith und ihren Vater hereinbricht, und kann es gut nachvollziehen, dass Judith sich an allem die Schuld gibt. Schließlich stellt auch noch der im Glauben tief verwurzelte Vater die Zugehörigkeit zu seiner Glaubensgemeinschaft in Frage.

Im englischen Original trägt der Roman übrigens den Titel „The Land of Decoration“. Schade, dass Übersetzerin Barbara Heller diesen viel passenderen Titel nicht übernommen hat. Gelungen ist dafür die übersetzte Bezeichnung „Land der Zierde“, die auch ein guter Buchtitel gewesen wäre.

„Wo Milch und Honig fließen“ dürfte Leser mit Zugang zu Gott und Religion besonders beeindrucken, so oder so ist es aber ein Roman, der einen noch lange beschäftigt.

© Steffani Lehmann von Literaturtipp.com


Grace McCleen
Wo Milch und Honig fließen
Aus dem Englischen von Barbara Heller
Deutsche Verlags-Anstalt, München
ISBN 978-3-421-04546-1
1. Auflage 2013, 380 Seiten, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Format 20,5 x 13,5 cm.
Preis: € 19,99 (D) / € 20,60 (A) / sFr 28,50



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Donnerstag, 17. Oktober 2013

Literaturtipp zum Kinostart von „Frau Ella“

Heute startet im Kino „Frau Ella“, der neue Film mit Matthias Schweighöfer, der den Film auch mit produziert hat. Diese Tragikkomödie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Florian Beckerhoff.

Der 30-jährige Sascha ist wenig begeistert, als er nach einer Augen-OP kurzfristig sein Krankenzimmer mit einer schnarchenden Oma teilen muss: Frau Ella. Als die aber gegen ihren Willen operiert werden soll, bringt Sascha sie bei Nacht und Nebel in seine Wohnung. Saschas Freunde Klaus und Ute sind von dessen neuer Mitbewohnerin begeistert: Total schräg, so eine WG! Tatsächlich wird der lethargische Sascha die lebendige, aber einsame Frau Ella so schnell nicht wieder los. Klaus und Sascha nehmen sich der alten Dame an, kleiden sie neu ein, führen sie zum Essen aus und machen Ausflüge in die Sommerfrische. Alles läuft bestens – bis Saschas Freundin Lina braungebrannt aus Spanien zurückkehrt.
„Frau Ella“ ist ein humorvoller und warmherziger Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft.


Florian Beckerhoff
Frau Ella
Ullstein Verlag, Berlin
ISBN 978-3-548-28560-3
1. Auflage 2013, 320 Seiten, Taschenbuch.
Preis: € 8,95 (D) / € 9,20 (A) / sFr 12,50




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Mittwoch, 16. Oktober 2013

Rezension zu „Ich bin hier bloß der Hund“ von Jutta Richter

Ich bin hier bloß der Hund
Kurzweilig und amüsant: Die Welt und die Menschen aus der Sicht eines Hundes

(sl). „Nicht dass ich mich beklagen will. Im großen Ganzen habe ich es gut getroffen.“ Das ist die Meinung von Anton, der eigentlich Brendon heißt, und ein ungarischer Hütehund ist. Autorin Jutta Richter hat seine Geschichte aus der Sicht des Tieres in dem schmalen Buch „Ich bin hier bloß der Hund“ aufgeschrieben. Hildegard Müller hat die für Hundebesitzer und -liebhaber kurzweilige Geschichte mit schwarzweißen Bildern illustriert.

„Ich bin hier bloß der Hund“ ist in einem Rutsch durchgelesen. Zwar hat Jutta Richter ihre Geschichte in zehn Kapitel eingeteilt, so dass sich diese auch in einer Familie mit Hund prima vorlesen lassen, aber in einer knappen Stunde ist das Buch sowieso schon beendet – was fast schade ist. Nur das letzte Kapitel „in dem ich nur die Wahrheit sage“ ist etwas traurig.

Antons Geschichte ist überaus amüsant. Er erzählt in kurzen Sätzen von seinen Menschen, von der Katze Mizzi, von der er des Öfteren eine geknallt kriegt, und von seiner kleinen Schwester Lily, die Tochter der Familie. Anton ist ein typischer Hund: Er zerbeißt sein Weidenkörbchen, zerlegt die so wunderbar nach Leder riechenden Schuhe seines Frauchen Emily, und hält Friedbert, seinen Herrn, nicht gerade für einen geeigneten Rudelführer.

Anton vergleicht sein Leben immer wieder mit dem der Hütehunde in der ungarischen Puszta, was all seine Reaktionen erklärt, aber seine Menschen nicht verstehen. Erst als er die kleine Lily vor dem Ertrinken in einem Eisloch rettet, ändert sich sei Hundeleben von Grund auf: Plötzlich darf Anton nachts im Schlafzimmer liegen, muss mit nassem Fell nicht mehr im Körbchen trocknen, und bekommt die leckersten Hundekekse. Bis an Weihnachten der Gänsebraten auf dem Tisch steht und Anton felsenfest davon überzeugt ist, dass Emily diesen nur für ihn gebraten hat…

„Ich bin hier bloß der Hund“ eignet sich wunderbar als Geschenk für alle angehenden oder Neu-Hundebesitzer, denn wie sagt Anton so schön: „Du musst die besten Plätze der Welt besetzen, wenn du ein gutes Leben haben willst.

© Steffani Lehmann von Literaturtipp.com


Jutta Richter
Ich bin hier bloß der Hund
Mit Illustrationen von Hildegard Müller
Carl Hanser Verlag, München
ISBN 978-3-446-23792-6
1. Auflage 2011, 124 Seiten, mit zahlreichen s/w-Illustrationen, Hardcover gebunden, Format 20,5 x 12,5 cm.
Preis: € 10.- (D) / € 10,30 (A) / sFr 15,90



 

Jutta Richter
Ich bin hier bloß der Hund
Mit Illustrationen von Hildegard Müller
Deutscher Taschenbuch Verlag, München
ISBN 978-3-423-62551-7
1. Auflage 2013, 120 Seiten, mit zahlreichen s/w-Illustrationen, Taschenbuch.
Preis: € 6,95 (D) / € 7,20 (A) / sFr 9,90



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Dienstag, 15. Oktober 2013

Rezension zu „Der Sommer, in dem wir Gatsby gelesen haben“ von Danielle Ganek

Der Sommer, in dem wir Gatsby gelesen haben
Leichtfüßiger Liebesroman um eine Erbschaft zweier ungleicher Schwestern

(sl). „Die Dead hatten in der Nacht meiner Geburt ‚Stella Blue’ gespielt, so jedenfalls hatte meine Mutter es mir erzählt, die Königin der unzuverlässigen Erzähler. Ihre Geschichten waren immer unterhaltsam und immer ausgeschmückt. Nur wahr waren sie nicht immer.“ Stella Blue Cassandra Olivia Moriarty wächst in Europa bei ihrer Mutter auf und fährt in den Sommermonaten immer zu ihrer Tante Lydia in die Hamptons. Diese Zeit verbringt sie dort auch mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Pecksland Moriarty, genannt Pecks, einer Schauspielerin und ein typisches New Yorker Girl, das nur Mode und Partys im Kopf hat sowie zur Theatralik neigt. Die beiden ungleichen Schwestern verbindet neben dem gemeinsamen Vater nur die Liebe zu dem Roman „Der große Gatsby“.

Eines Tages stirbt Tante Lydia völlig unerwartet an einem Herzinfarkt in Paris und vermacht ihren Nichten das Haus auf Long Island sowie „etwas von unschätzbarem Wert“. Stella lässt sich in der Schweiz bei der Zeitung für vier Wochen freistellen, um gemeinsam mit Pecks den Nachlass zu sichten und zu sortieren. Während Stella dem Wunsch der Tante entsprechen möchte und das Haus verkaufen will, ist Pecks der Meinung, es zu behalten wäre doch viel besser.

Während die Schwestern das Haus nach dem Gegenstand von unschätzbarem Wert umkrempeln, begegnen sie zwei Männern wieder, die bereits für beide eine wichtige Rolle gespielt haben. Doch während sich beide Schwestern noch im Gefühlschaos befinden, wird auf einer Party in Lydias Haus ein Bild gestohlen, das Stella und Pecks fortan für ein millionenschweres Werk von Jackson Pollock halten. Und auch eine vermutliche Erstausgabe von „Der große Gatsby“, für die Bibliophile ein Vermögen bezahlen würden, verschwindet plötzlich.

Tante Lydia umgab sich zeitlebens mit Künstlern und Literaten, vielen gewährte sie für mehrere Monate Aufenthalt in ihrem Haus, das sie angeblich bei einer Runde Backgammon gewonnen haben soll. Einer dieser Untermieter ist Biggsy, der sich zuerst als guter Geist des Hauses erweist, sich später aber immer merkwürdiger benimmt und partout nicht aus dem Haus vertreiben lässt. So müssen Stella und Pecks nicht nur den ungebetenen Gast loswerden, sondern gleichzeitig auch die Spur des verschwundenen Bildes nachgehen. Dabei erleben sie jede Menge Überraschungen…

Danielle Ganek hat mit „Der Sommer, in dem wir Gatsby gelesen haben“ einen Roman geschrieben, der so leicht wie ein Chiffonschal ist – und leider auch ebenso durchsichtig. Schon nach der Hälfte des Buches ist die Handlung vorhersehbar, auch wenn die Autorin noch so manche Wendung und einige schrullig-charmante Charaktere bereithält. Dies mag zwar für viele Leserinnen unterhaltsam sein, wer aber die Tiefe und Eleganz eines Gatsbys von F. Scott Fitzgerald erwartet, sollte besser die Finger von diesem oberflächlichen Roman lassen.

Der Roman „Der Sommer, in dem wir Gatsby gelesen haben“ wurde von Ulrich Blumenbach aus dem Amerikanischen übersetzt, der sich am Ende des Buches sogar noch die Mühe gemacht hat, nicht geläufige Namen und Begriffe kurz zu erläutern. Den amerikanischen Literaturklassiker „Der große Gatsby“ muss man zum Verständnis nicht unbedingt gelesen haben, jedoch kann man die Stimmungen der Hamptons sicher besser nachvollziehen, wenn einem dieses Werk zumindest nicht ganz unbekannt ist.

Wir alle erzählen unsere Geschichte so, wie sie uns gefällt. Und manchmal haben die Geschichten mit der Wirklichkeit nur noch am Rande zu tun.“ Kurzweilige Unterhaltung sowie ein Hauch von Kunst und Literatur machen „Der Sommer, in dem wir Gatsby gelesen haben“ zu einem Lesevergnügen für einen Sommertag am Strand.

© Steffani Lehmann von Literaturtipp.com


Danielle Ganek
Der Sommer, in dem wir Gatsby gelesen haben
Aus dem Amerikanischen von Ulrich Blumenbach
Goldmann Verlag, München
ISBN 978-3-641-05832-6
Deutsche Erstausgabe 2011, 350 Seiten, eBook.
Preis: € 7,99 (D) / € k. A. (A) / sFr 10.-



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Montag, 14. Oktober 2013

Literaturtipp zum Deutschen Hospiztag

Seit dem Jahr 2000 findet jährlich am 14. Oktober 2014 der Deutsche Hospiztag statt. Die Hospize nutzen diesen Tag vor allem, um das Thema Sterbebegleitung in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Dazu trägt auch der folgende Literaturtipp bei:

Noch mal leben vor dem Tod
Wenn Menschen sterben

(sl). Kaum etwas macht dem Menschen so viel Angst wie der Tod. Doch es gibt ein Buch, das es schafft, diese Angst ein wenig zu mildern: „Noch mal leben vor dem Tod“. Autorin Beate Lakotta hat darin einfühlsam 23 Geschichten von Menschen – Männer und Frauen, Alte und Junge – aufgezeichnet, die unheilbar krank sind und in einem Hospiz auf den Tod warten. Gleichzeitig sind ihre Texte eine Hommage an die Arbeit, die im Hospiz geleistet wird, und ein Plädoyer für humaneres Sterben. Fotograf Walter Schels hat diese Menschen in eindrucksvollen Portraits festgehalten – vor dem Tod und unmittelbar nachdem sie gestorben waren. „Noch mal leben vor dem Tod“ ist ein Bildband, der erst abstößt und doch neugierig macht, der auf der einen Seite bewegt und auf der anderen Seite beruhigt, ein Buch, das den Betrachter aufwühlt und nicht zur Ruhe kommen lässt – ein mutiges und vor allem wichtiges Buch! 

Die ausführliche Rezension finden Sie auf amazon.de, wenn Sie diesem Link folgen.

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© Steffani Lehmann von Literaturtipp.com


Beate Lakotta
Noch mal leben vor dem Tod
Wenn Menschen sterben
Mit Fotos von Walter Schels
Deutsche Verlags-Anstalt, München
ISBN 3-421-05837-7
3. Auflage, 224 Seiten, mit 71 s/w-Fotos, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 22 x 27 cm.
Preis: € 39,90 (D) / € 41,10 (A) / sFr 69,10

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Freitag, 11. Oktober 2013

Deutscher Jugendliteraturpreis 2013 für Jon Klassen.

Hut ab! Jon Klassen wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Bilderbuch ausgezeichnet

Die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises hat am Freitag die diesjährigen Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises bekannt gegeben. In der Kategorie Bilderbuch gewann Jon Klassen mit seinem Titel „Wo ist mein Hut“, das im Herbst 2012 beim NordSüd Verlag in Zürich erschienen ist.

Aus der Jurybegründung: „Jedes Detail dieser strukturell einfachen, aber ungeheuer vielschichtigen Geschichte hat seine Funktion, es gibt keine überflüssigen Requisiten und doch für große und kleine Betrachter eine Menge zu entdecken: wie viel die auf die Grundformen Ellipse und Kreis reduzierten Augen über Charakter und Gemütszustände der Figuren aussagen, was das Vorsatzpapier über die Geschichte verrät, dass sich der Bär, auf seine Missetat angesprochen, auf die gleiche Weise herausredet, wie vorher das Kaninchen und, dass es in der Geschichte auch um die Absurdität von Kommunikationsritualen geht.“


Um die ganze Jurybegründung zu lesen, folgen Sie bitte diesem Link:


Jon Klassen kommt aus Ontario, Kanada. Heute lebt er in Los Angeles und arbeitet als Illustrator, Designer und Konzeptkünstler. „Wo ist mein Hut“ ist sein erstes Bilderbuch, bei dem er sowohl illustrierte als auch die Geschichte schrieb. Es wurde in den USA und in England über Nacht zum Bestseller.


Jon Klassen
Wo ist mein Hut
Aus dem Englischen von Thomas Bodmer
NordSüd Verlag, Zürich
ISBN 978-3-314-10117-5
1. Auflage 2012, 40 Seiten, durchgehend farbig illustriert, Hardcover gebunden, Format 20 x 28 cm.
Preis: € 14,95 (D) / € 15,40 (A) / sFr 23,80




Donnerstag, 10. Oktober 2013

Rezension zu „Der Himmel über Greene Harbor“ von Nick Dybek

Der Himmel über Greene Harbor
Ein kraftvolles Romandebüt über die Loyalität eines Sohnes zu seinem Vater und der Frage, wann und wie man die Entscheidungen seiner Eltern hinterfragt

(sl). „Loyalty Island – das war der Gestank von Hering, Lackfarbe und fauligem Seetang an den Anlegestellen und auf Stränden“. Aber Cal Bollings liebt das Leben auf der Insel ebenso wie sein Vater Henry. Cals Vater ist Krabbenfischer in der Beringsee und während der Wintermonate in Alaska auf Fischfang. Seine Mutter, aus dem sonnigen Kalifornien stammend, zieht sich in diesen Monaten der Abwesenheit in ihr Kellerstudio zurück, was für Cal ebenso zur Normalität gehört, wie die Tatsache, dass John Gaunt, Besitzer der Fangflotte, bei der auch Cals Vater beschäftigt ist, seine Mutter regelmäßig besucht und sie gemeinsam im Keller Musik hören.

Doch im Sommer 1986 gerät Cals beschauliches Leben aus den Fugen: John Gaunt stirbt völlig unerwartet und hinterlässt seinem einzigen Sohn Richard, einem zynischen Außenseiter, das gewaltige Erbe, von dem die Existenz einer ganzen Insel abhängt. Doch Richard, der noch nie einen Fuß auf einen Krabbenkutter gesetzt hat, lässt die Flotte erstmal an Land und droht den Fischern damit, das ganze Unternehmen an Japaner zu verkaufen… Henry Bollings weiß, dass er gegen den drohenden Verkauf der Fangflotte etwas unternehmen muss. Die zunehmenden Existenzängste lassen die unterschwelligen Konflikte zwischen Cals Eltern aufbrechen, die so weit eskalieren, dass Cals Mutter, schwanger mit dem zweiten Kind, die Familie verlässt, um zu ihrer alten Freundin nach Santa Cruz zu ziehen.

Eines Abends belauscht Cal im Haus seiner Eltern ein Gespräch seines Vaters, der gemeinsam mit seinen Kollegen Sam und Don verzweifelt nach einer Lösung sucht, um Richard Gaunt davon zu überzeugen, die Fangflotte weiterzuführen und damit die Insel am Leben zu erhalten. Aber am Ende des Abends scheint es nur eine Lösung zu geben – Richard Gaunt für immer zu beseitigen… Doch dann läuft die Fangflotte plötzlich aus, mit Richard an Bord, um ihm den Krabbenfang schmackhaft zu machen. Cal wird von seinem Vater zu Betty North und ihrem Sohn Jamie gebracht, dessen Vater Sam ebenfalls mit Henry Bollings in See sticht. Nur zwei Tage später erhält Betty North einen Anruf von der „Laurentide“: Richard ist über Bord gegangen, die Suche nach ihm wurde in der eiskalten Beringsee eingestellt!

Autor Nick Dybek hat mit „Der Himmel über Greene Harbor“ ein beachtenswertes Romandebüt geschrieben, dessen Stärke die atmosphärisch dichten Schilderungen sind. Man riecht das Meer, schmeckt das Salz auf den Lippen und spürt den Wind in den Haaren, wenn der junge Autor (geboren 1980) von dem Leben auf der Insel erzählt, das von den Frauen geprägt wird, die sich mit der monatelangen Abwesenheit ihrer Männer arrangieren müssen, und heranwachsenden Kindern, die ihren Vätern fast fremd sind und sie kaum kennen. Loyalty Island ist eine fiktive Insel, aber das Leben auf ihr ist ebenso real dargestellt wie es auf unzähligen anderen kleinen Inseln an der Nordostküste Amerikas stattfindet. Aus dem Namen der Insel lässt sich „Loyalität“ herauslesen, tatsächlich das tragende Thema dieses interessanten Romans und für Nick Dybek scheinbar so wichtig, dass er sich diese Bezeichnung ausgedacht hat.

Der Konflikt, den Nick Dybek seinen jungen Protagonisten aussetzt, ist glaubwürdig und nachvollziehbar. Cal ist ein Junge, der seinen Vater bewundert, vielleicht sogar idealisiert, weil er wie so viele andere Väter aus beruflichen Grünen kaum zuhause ist. Zuerst kommt Cal mit der ungewohnten Situation kaum klar, da Betty North ebenfalls wie seine Mutter stark unter der Abwesenheit des Ehemanns und Vaters leidet. Mit dem gleichaltrigen Jamie, der nun sein Zimmer mit Cal teilen muss, will er eigentlich gar nichts zu tun haben. Es dauert lange, bis sich die beiden Jungen freundschaftlich annähern. Cal fühlt sich von seiner Mutter verlassen und lehnt jeden Kontakt mit ihr ab, beantwortet die Anrufe seiner Mutter bei den Norths einfach nicht, bis sie ganz ausbleiben. Und dann quält Cal ständig der Gedanke an das belauschte Gespräch seines Vaters mit den anderen Fischern: Ist sein eigener Vater wirklich fähig, einen Mord zu begehen?

Nick Dybek erzählt einfühlsam über die Fragen und Konflikte, die innerhalb einer Familie aber auch innerhalb einer Gesellschaft, wie die auf der kleinen Insel, aufgeworfen werden. Da geht es um Loyalität und die Angst, die Entscheidungen seiner Eltern in Frage zu stellen. Es geht um Geheimnisse und Verschwiegenheit, um Unausgesprochenes und den Lernprozess jedes Heranwachsenden, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Das alles spielt vor der wunderbaren Kulisse des Meeres und dem Leben auf der Insel. Die Beschreibungen sind so detailliert, als wäre Nick Dybek selbst in dieser Gegend aufgewachsen. Doch der Autor stammt nicht von der Küste, sondern wuchs in Michigan auf. Umso beeindruckender ist die Tiefe und Authentizität seiner Schilderungen, vor allem zum Krabbenfang und dem harten Leben an Bord eines Kutters, die alleine auf der hervorragenden Recherche des Autors basieren.

Eine gewichtige Rolle in „Der Himmel über Greene Harbor“ spielt auch die Schallplattensammlung von Cals Mutter. Da bedauert man es fast, dass dem Buch nicht eine CD mit allen Titeln, die in dem Roman genannt werden, beiliegt. Offenbar war die umfangreiche Plattensammlung der eigenen Eltern prägend für Nick Dybek, wie er in einem Interview erwähnt. Und Nick Dybek bezieht sich in seinen Schilderungen immer wieder auf den Literaturklassiker „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson, was sich auch im Originaltitel seines Romans „When Captain Flint Was Still a Good Man“ widerspiegelt.

Nick Dybek ist ein beeindruckender Erzähler, der den Leser mit wunderschönen Sätzen wie „Ihre Haut war gerötet und rau, ihr Gesichtsausdruck so leer wie das Foyer eines verlassenes Theaters“ oder „Tragödien verwandeln sich mit zunehmendem Alter in Komödien und sterben ab, wenn die Witze nicht mehr komisch sind“ zu beglücken weiß, was auch der brillanten Übersetzung aus dem Amerikanischen von Frank Fingerhuth zu verdanken ist. Auf den letzten 100 Seiten wird die Spannung des Romans fast unerträglich, die Ereignisse in „Der Himmel über Greene Harbor“ überschlagen sich und man kann das Buch kaum aus der Hand legen.

Allein waren das Leben an Land und auf See unerträglich, aber jedes von beiden war das Gegenmittel für das Gift des anderen“ – der Roman „Der Himmel über Greene Harbor“ ist für alle Väter und Söhne sowie für alle, die der Rauheit des Meeres etwas Schönes abgewinnen können, wirklich wunderbar und lesenswert!

© Steffani Lehmann von Literaturtipp.com


Nick Dybek
Der Himmel über Greene Harbor
Aus dem Amerikanischen von Frank Fingerhuth
mareverlag, Hamburg
ISBN 978-3-86648-160-2
1. Auflage 2013, 320 Seiten, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Format 13 x 21 cm.
Preis: € 19,90 (D) / € 20,50 (A) / sFr 28,50



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