(sl). Heute
ist der internationale Tag des Ehrenamtes. Der seit 1986 bestehende Gedenk- und
Aktionstag soll dazu dienen, das ehrenamtliche Engagement zu fördern und
anzuerkennen.
Doch es
gilt auch an so einem Tag, das Thema Ehrenamt kritisch zu hinterfragen. Das
macht Autorin Claudia Pinl in „Freiwillig zu Diensten? – Über die Ausbeutung
von Ehrenamt und Gratisarbeit“, ein Buch, das polarisieren will und wird, aber
genau deswegen so wichtig ist.
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Millionen Ehrenamtliche arbeiten in Deutschland in Kleiderkammern, in Kitas und
in Schulen. Sie betreuen Kranke, sie sitzen an den Kassen von Theatern und
Schwimmbädern, pflegen kommunales Grün und steuern den „Bürgerbus“. Alles unbezahlt,
alles fürs Gemeinwohl.
Schön, wenn
Menschen sich für andere engagieren. Es hilft auch den Helfenden, macht
zufrieden, vermittelt neue Einsichten und Kontakte. Und verschleiert den Blick.
Vor lauter Begeisterung über „bürgerschaftliches Engagement“ sehen wir nicht
mehr, woher die vielen Armen im Lande kommen. Wir nehmen den Zusammenhang nicht
wahr zwischen kaputt gesparten Kommunen, Einschnitten im sozialen Netz, der
Konzentration des Reichtums bei wenigen und den Dauer-Appellen an uns alle,
bitte mit auszuhelfen. Die Freiwilligen halten mit ihrer Gratisarbeit nicht nur
den Betrieb in Pflegeheimen, Kitas und Schwimmbädern aufrecht. Sie tragen auch
dazu bei, den Niedriglohn-Sektor auszudehnen und die Arbeit von Hauptamtlichen
zu dequalifizieren. Sie stopfen Löcher, die politische Entscheidungen ins
Sozialwesen, die Bildung und die Infrastruktur gerissen haben. Und werden von
den Politikern am „Ehrenamts-Tag“ dafür belobigt. Warum noch für Arbeit
bezahlen, wenn Ehrenamtliche sie umsonst oder für ein Taschengeld verrichten?
Claudia
Pinl zerstört das hehre Bild des „bürgerschaftlichen Engagements“, wie es uns
von Professoren, Politikern und Ehrenamts-Profis präsentiert wird. Die Autorin
appelliert an die Freiwilligen, nicht länger den Ausputzer für politische
Fehlentscheidungen zu machen. Und an die Politik, öffentliche Aufgaben im
Sozialen, in der Bildung und im Kommunalen wieder öffentlich finanzierbar zu
machen.
Claudia
Pinl
Freiwillig zu Diensten?
Über die
Ausbeutung von Ehrenamt und Gratisarbeit
Nomen Verlag, Frankfurt am Main
ISBN 978-3-939816-18-8
1. Auflage
2013, 144 Seiten, Broschur gebunden, Format 13,5 x 21 cm.
Preis: €
14,90 (D) / € k. A. (A) / sFr k. A.
©
Copyright by: Literaturtipp.com, Butjadingen.
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