Nelson Mandela
Ein Leben für Freiheit und
Versöhnung
Autor
Jack Lang strukturiert „Nelson Mandela – Ein Leben für Freiheit und Versöhnung“
in fünf Akten nach großen Figuren europäischer Dramen, Geschichte und
Mythologie. Zunächst mag der Ansatz, das Leben Mandelas in die Kapitel
„Antigone“, „Spartakus“, „Prometheus“, „Prospero“ und schließlich „König
Nelson“ aufzugliedern, befremdlich anmuten. Doch im Verlauf der Lektüre
erweisen sich diese Analogien als treffende Kategorien für die verschiedenen
Lebensabschnitte in der Biographie Nelson Mandelas.
Antigone
als Symbol für die Auflehnung gegen staatliche Willkür, für den Kampf gegen die
Ungerechtigkeiten politischen Terrors steht am Beginn von „Nelson Mandela“,
wenn der Widerstand der farbigen Bevölkerung unter Mandelas Führung gegen das
rassistische Regime der südafrikanischen Regierung einsetzt. Folgerichtig steht
Spartakus, der Anführer des Sklavenaufstands gegen Rom im ersten Jahrhundert vor
Christus, Pate für den nächsten Abschnitt in der Geschichte des Kampfes gegen
die Apartheid. Nelson Mandela ist nun bereits der charismatische und
willensstarke Kämpfer gegen ein scheinbar übermächtiges wie unmenschliches
Regime, der dann im dritten Akt, „Prometheus“, den Unterdrückten das Feuer
bringt, Sinnbild für den aufflammenden Widerstand wie für das Licht der
Erkenntnis. Im vierten Akt von „Nelson Mandela“ fungiert Shakespeares Prospero
als Bürge, der verantwortungsvolle Fürst, der seine Macht zum Nutzen seines
Volkes nutzt. Das Finale im fünften Akt schließlich, „König Nelson“, ist dem
Triumph Nelson Mandelas gewidmet, seiner Wahl zum ersten farbigen Präsidenten
Südafrikas.
Die
Verweise auf große Gestalten der Literatur und Geschichte sind in Jack Langs
Biographie keineswegs Selbstzweck, sondern vermögen tatsächlich, Nelson
Mandelas Leben zu illustrieren. Schnell wird dem Leser von „Nelson Mandela“
klar, dass sich hier ein Prinzip offenbart, das die aussagekräftigen Paten in
eindeutige Beziehung zum Leben Nelson Mandelas setzen kann – die Analogien zu
Antigone, Spartakus, Prometheus und Prospero sind geschickt gewählt, ist diesen
Figuren doch der unnachgiebige Kampf gegen Unterdrückung, Ungerechtigkeit und
Unfreiheit zu eigen.
„Nelson
Mandela“, aus dem Französischen übersetzt von Ingrid Hacker-Klier und mit
Schwarzweiß-Fotografien illustriert, ist eine beeindruckende Biographie.
Beeindruckend primär aufgrund des hier geschilderten Lebens, eines Lebens, das
gegen alle Widrigkeiten der Auflehnung gegen rassistische Willkür gewidmet ist.
Das Buch ist eine rundum empfehlenswerte Biographie: Fesselnd geschrieben,
dabei aber durchaus sachlich, nicht unkritisch, illustriert mit Fotos und
abrundend ergänzt durch drei Reden Mandelas sowie ein Verzeichnis mit weiterführender
Literatur und einem Vorwort von Nadine Gordimer.
Jack Lang
schreibt in leichter, gut lesbarer Weise über einen Mann, der schon zu
Lebzeiten ein Mythos geworden ist. Angesichts allein der Tatsache, dass Nelson
Mandela 27 Jahre inhaftiert war, scheinen Superlative, denen gegenüber
eigentlich immer Skepsis angeraten ist, durchaus legitim. Nicht nur die
präzise, aber nicht zu detailverliebte Schilderung Jack Langs, auch nicht nur
die aus Literatur und Geschichte gezogenen, bereichernden Analogien offenbaren
die Qualität von „Nelson Mandela. Ein Leben für Freiheit und Versöhnung“,
sondern gerade seine ungebrochene Aktualität. Die sagenhaften Paten könnten
ohne weiteres ausgetauscht werden gegen historische Figuren wie beispielsweise
Sokrates, W. Raleigh oder A. Solschenizyn – Nelson Mandela ist in diese Reihe
zu Unrecht verfolgter Menschen einzuordnen, als Sinnbild für die Hoffnung.
Jack Lang
Nelson Mandela
Ein Leben
für Freiheit und Versöhnung
Aus dem Französischen
von Ingrid Hacker-Klier
Artemis
& Winkler Verlag, Düsseldorf
ISBN 3-538-07222-1
1. Auflage
2006, 230 Seiten, mit 11 s/w-Fotos, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag,
Format 13 x 20,5 cm.
Preis: € 19,90 (D) / € 20,50 (A) / sFr 34,90
© Copyright by: Literaturtipp.com, Butjadingen.
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