Freitag, 6. Juni 2014

Rezension zu „Der Ghostwriter“

Der Ghostwriter
Eine Novelle über Liebe und Lüge, Ehrgeiz und Erfolg

(sl). Herman Banks steht auf der Erfolgsseite: Von einer Tante, die er nie gesehen hat und nur den Namen kennt, erbt er 6.000 Dollar und macht daraus im Laufe von nur wenigen Jahren ein Vermögen. Mit 54 Jahren ist er eine Legende in der amerikanischen Geschäftswelt und gilt als Finanz- und Medienmogul auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er besitzt Immobilien an der New Yorker Upper East Side und in fünf verschiedenen Ländern sowie eine Karibikinsel, er wird als potentieller Präsidentschaftskandidat gehandelt – und trotzdem plagt ihn etwas: Es ist nicht die Affäre, die seine deutlich jüngere und erst vor kurzem geheiratete Frau Amber mit ihrem Personal Trainer hat, es ist der unbändige und tief verwurzelte Wunsch, den perfekten Roman zu schreiben. Also bricht Herman in New York alle Brücken ab, kauft ohne die Zustimmung seiner Frau ein Haus in England und macht sich mit Amber auf, seinen Lebenstraum zu erfüllen.

Das Haus namens „Burns’ Estate“, das völlig abgeschieden in der Nähe von Litherly liegt, ist nicht irgendein x-beliebiges Gebäude, es ist das Anwesen von Hermans Lieblingsschriftsteller Gregory Burns, in dem dieser seinen letzten und besten Roman geschrieben hat. Herman hat das Glück, das Haus, das jahrelang als Museum genutzt wurde, mit nahezu allen alten Möbeln zu erwerben, vor allem aber mit dem Schreibzimmer im Originalzustand und der darin befindlichen Schreibmaschinensammlung, auf der Gregory Burns einst seinen Roman „Der Erlöser“ schrieb.

Herman und Amber versuchen, sich in „Burns’ Estate“ einzuleben, aber der schwelende Konflikt zwischen dem Paar um Ambers Affäre und Hermans ständiges Misstrauen ist eine tickende Zeitbombe. Amber leidet unter der Abgeschiedenheit, Herman unter einer Schreibblockade. Um ihrem Mann eine Freude zu machen, schenkt Amber ihm eine Uhr, die er in seinem Schreibzimmer liegen lässt. Am nächsten Morgen ist die Uhr verschwunden. Als die neugierige Maklerin, die hin und wieder auf dem Anwesen auftaucht, deswegen die Polizei vorbeischickt, entdeckt diese in Hermans Schreibzimmer mehrere Seiten eines Manuskriptes – die er jedoch nicht geschrieben hat. Am nächsten Tag fehlen im Haus sämtliche schweren Kronleuchter – und ein weiterer Stapel von Hermans Roman „Der Erlöste“ liegt fertig getippt neben der Schreibmaschine…

Cecelia Ahern legt mit „Der Ghostwriter“ ihre erste Novelle vor. Gelungen ist ihr ein kleines literarisches Werk über Liebe und Lüge, Ehrgeiz und Erfolg, das den Leser immer mehr mit seiner Spannung gefangen nimmt und einen das Buch nicht aus der Hand legen lässt. Die zeitlose Geschichte beginnt wie ein Liebesroman, dann mischt Cecelia Ahern Crime-Elemente hinzu, um ab der Hälfte des Buches immer mystischer zu werden. Die Seiten des getippten Romans sind mit Schreibmaschinenschrift gedruckt, jedoch wirkt die Mischung zwischen der Novelle und den Auszügen des entstehenden Romans von Herman Banks nicht stimmig. Nachvollziehbar beschreibt die Bestellerautorin die Eheprobleme zwischen Herman und Amber, greifbar ist die Verzweiflung der jungen Ehefrau, als sich Herman immer mehr unter den unheimlichen und unerklärlichen Ereignissen in dem Haus verändert. Zwar wird die Auflösung nicht alle Leser zufrieden stimmen und manchen fragend zurück lassen, trotzdem ist „Der Ghostwriter“, aus dem Englischen von Christine Strüh übersetzt, unterhaltsam und lesenswert für alle, die sich die Frage stellen, wie weit sie für den eigenen Erfolg gehen würden.

Wenn Sie sich schon mal mit dem Wunsch befasst haben, selbst den perfekten Roman zu schreiben, sollten Sie „Der Ghostwriter“ auf jeden Fall lesen – Sie werden ihr Buchprojekt danach gründlich überdenken…

© Steffani Lehmann von Literaturtipp.com


Cecelia Ahern
Der Ghostwriter
Novelle
Aus dem Englischen von Christine Strüh
Krüger Verlag, Frankfurt am Main
ISBN 978-3-8105-0154-7
1. Auflage 2014, 160 Seiten, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag.
Preis: € 12,99 (D) / € 13,40 (A) / sFr 18,90



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