(sl). Heute
startet in den deutschen Kinos wieder eine Literaturverfilmung: „Die
Bücherdiebin“. Den Roman, auf dem der Film basiert, haben wir schon bei seiner
Erscheinung im Jahr 2008 unseren Lesern vorgestellt. Wer das vielschichtige Buch
jedoch immer noch nicht gelesen hat, dem empfehlen wir es erneut ausdrücklich.
Die Bücherdiebin
Von der Macht der Worte, die
zerstören oder Leben retten
(mag). Der
Tod sammelt die Seelen der Verstorbenen ein und trägt sie fort. Im Zweiten
Weltkrieg in Deutschland hat er mehr zu tun als ihm lieb ist. Als der Tod den
kleinen Werner Meminger zu sich holt, trifft er dessen neunjährige Schwester
Liesel zum ersten Mal. Das Mädchen fasziniert ihn, er beobachtet sie und wird
so zum Erzähler ihrer turbulenten Geschichte.
Der Roman
„Die Bücherdiebin“ des australischen Jugendbuchautors Markus Zusak beginnt
1939, mit der Beerdigung von Liesels kleinem Bruder, bei der das Mädchen ein
Buch stiehlt. Liesels Mutter bringt sie zu Pflegeeltern in den kleinen
bayrischen Ort Molching, wo das Kind den Zweiten Weltkrieg erlebt. Rosa und
Hans Hubermann sind einfache, arme Leute, die einen rauen Umgangston pflegen.
Mit Hilfe ihres Pflegevaters und dem Nachbarsjungen Rudi lebt sich Liesel in
ihrer Umgebung ein. Nach einem Alptraum entdeckt Hans Hubermann das gestohlene
Buch und unterrichtet Liesel im Lesen. Bücher werden für Liesel zum
Zufluchtsort und wertvollsten Besitz. Im Laufe der Geschichte stiehlt sie noch
weitere Bücher oder bekommt sie geschenkt. Ein Buch kann sie aus der
schwelenden Asche einer Bücherverbrennung retten. Als die Hubermanns den Juden Max
Vandenburg in ihrem Keller verstecken, wird das schwierige Leben der kleinen
Familie auch gefährlich.
Markus
Zusak erzählt in seinem vielschichtigen Roman „Die Bücherdiebin“ von Liesels
Liebe zu Büchern, zu ihrem Pflegevater und zu Rudi. Der Leser erfährt die
Lebensgeschichte der jüdischen Familie Vandenburg und vom Leben in einer
Kleinstadt im Dritten Reich. Markus Zusak berichtet eindrucksvoll von der Macht
der Worte, die zerstören, Leben retten oder zur Zuflucht werden können.
Der Autor
nennt „Die Bücherdiebin“ sein bisher persönlichstes Buch. Seine Eltern haben
den Zweiten Weltkrieg in Süddeutschland erlebt und ihm und seinen Geschwistern
von den Bombennächten und dem Leben im Dritten Reich erzählt. „Die
Bücherdiebin“ ist nicht die Geschichte seiner Eltern, aber der Roman enthält
Begebenheiten und Episoden, die seine Eltern so erlebt haben. Besonders
schockiert hat Markus Zusak, dass Kinder, die versuchten Gefangenen auf
Transporten Brot zuzustecken, von den SS-Männern ebenso verprügelt wurden wie die
Gefangenen selbst. Diese Episode wird zum Anlass für seinen Roman.
„Die
Bücherdiebin“ ist als Jugendbuch für Heranwachsende ab zwölf Jahren geeignet,
da Markus Zusak einerseits als junger Australier den nötigen Abstand zu den
Ereignissen hat und kaum Kenntnisse über das Dritte Reich voraussetzt. Auf der
anderen Seite hat er durch die Erzählungen seiner Eltern und durch eigene
Recherchen ein Gefühl für die Stimmung in Deutschland in dieser Zeit
entwickelt. „Die Bücherdiebin“ wurde von Alexandra Ernst aus dem Englischen
übersetzt, dabei gelingt es ihr sehr gut, den lakonischen und stellenweise sehr
witzigen Ton des Originals zu übertragen.
Der Roman
erzählt die Geschichte aus der Perspektive eines heranwachsenden Mädchens ohne
ins Naive abzugleiten und gibt den bedrückenden Ereignissen viel Raum für
ausgesprochen humorvolle Situationen. Markus Zusaks Figuren sind teilweise sehr
idealisiert, so ist die Person des fürsorglichen Hans Hubermann zu perfekt,
fast kitschig, die bösen Nazis sind geradezu stereotyp und die sprechenden
Namen der Menschen und Straßen recht platt. Diese Schwäche des Romans wird
jedoch hervorragend durch den Tod als Erzähler der Geschichte ausgeglichen. Der
sarkastische Ton des Seelensammlers unterstreicht die Absurdität der Ereignisse
und gewährt eine neue Perspektive auf die Geschichte. „Die Bücherdiebin“ ist in
einer sehr schönen, teilweise poetischen Sprache geschrieben. Erwachsene Leser
werden nicht das Gefühl haben, einen Jugendroman zu lesen. Jede Generation wird
das Buch auf ihre Weise lesen und unabhängig vom Alter tief berührt sein.
Das Buch
erscheint in zwei verschiedenen Ausgaben, als Jugendbuch und als Ausgabe für
Erwachsene. Beide Bücher sind im Inhalt vollkommen identisch, sie unterscheiden
sich nur in der Gestaltung des Einbandes. Leider sind die Gestalter des
Erwachsenenumschlages nicht sehr sorgfältig gewesen: Der Tod in dem Buch „Die
Bücherdiebin“ stellt klar, dass er keinen Totenschädel hat und nur selten einen
Mantel mit Kapuze trägt. „Wollt Ihr
wissen, wie ich wirklich aussehe? Ich sage es euch. Schaut in einen Spiegel.“
Somit ist ein Gerippe im Kapuzenmantel auf dem Einband des Buches keine gute
Wahl.
„Die
Bücherdiebin“ ist eine fiktive Geschichte aus einer dunklen Zeit, in der sehr
viel Wahrheit zu finden ist!
© Maren Gierth von Literaturtipp.com
Die Bücherdiebin
Das Buch zum Film
Aus dem Englischen von Alexandra Ernst
cbj im Random House Verlag, München
ISBN 978-3-570-15802-9
1. Auflage 2014, 592 Seiten, mit farbigen Filmfotos, Klappenbroschur, Format 13,5 x 21,5 cm.
Unverbindliche Preisangabe: € 9,99 (D) / € 10,30 (A) / sFr 14,90
Markus
Zusak
Die Bücherdiebin
Aus dem
Englischen von Alexandra Ernst
cbj im
Random House Verlag, München
ISBN 978-3-570-13274-6
Deutsche
Erstausgabe, 1. Auflage 2008, 588 Seiten, Hardcover gebunden, Format 15 x 22,7
cm.
Unverbindliche
Preisangabe: € 19,95 (D) / € 20,60 (A) / sFr 28,50
Markus
Zusak
Die Bücherdiebin
Aus dem
Englischen von Alexandra Ernst
Blanvalet
Verlag, München
ISBN 978-3-442-37395-6
1. Auflage
2009, 608 Seiten, mit 30 s/w-Abbildungen, Klappenborschur, Format 12,5 x 18,3
cm.
Unverbindliche
Preisangabe: € 9,95 (D) / € 10,30 (A) / sFr 14,90
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